Wenn ich heute mit Unternehmen spreche, fällt fast immer derselbe Satz: „Wir schauen gerade Webflow oder Framer an – das wirkt moderner als WordPress.“ Und ja, die Baukästen haben ihren Moment. Sie sind schlank, elegant, teils verblüffend schnell in der ersten Umsetzung. Designs klicken, Animationen fließen, und der erste Prototyp steht oft in wenigen Tagen. Aber: Sobald eine Website wachsen, mehrere Redakteur:innen einbinden, SEO ernst nehmen, Integrationen andocken oder Prozesse automatisieren soll, zeigt sich die andere Seite. Und dort hat WordPress auch 2025 erstaunlich viel Power – technisch, organisatorisch und wirtschaftlich.
Ich entwickle seit über zehn Jahren Websites – klassisch, headless, mit und ohne Baukasten. Meine Erfahrung: WordPress ist nicht veraltet. Veraltet sind Setups, die seit Jahren niemand gepflegt hat. „Unsicher“ ist WordPress auch nicht per se. Unsicher wird es, wenn Passwörter schwach sind, Updates fehlen, Plugins wild wuchern und das Hosting auf Minimalstandard läuft. Mit einem sauberen Setup ist WordPress stabil, schnell, sicher – und für viele Anwendungsfälle die vernünftigste Wahl.
Warum Baukästen boomen – und wo sie an Grenzen stoßen
Der Boom hat Gründe: Visuelles Bauen macht Spaß, die Lernkurve ist sanft, die ersten Erfolge sind schnell sichtbar. Für Landingpages, MVPs, kleine Portfolios: großartig. Aber wenn aus einer hübschen Seite ein leistungsfähiges digitales System werden soll – mit sauberer Rollen- und Rechteverwaltung, redaktionellen Workflows, komplexem SEO, internationalen Varianten, strukturierten Daten, individuellen Formularen, API-Integrationen, proprietären Prozessen – dann zählt Planbarkeit. Und hier spielt WordPress seine Stärken aus:
- Redaktions-UX: Der Block-Editor (Gutenberg) ist erwachsen geworden. Mit leichten Block-Themes und Custom-Blöcken schreibe ich Redaktionsoberflächen, die sich anfühlen wie maßgeschneiderte Baukästen – ohne Vendor-Lock-in.
- Erweiterbarkeit: Von Headless (WP als Content-Hub, Frontend in Next.js) bis zu klassisch (Server-Rendering mit Caching) lässt sich die Architektur passend wählen – nicht umgekehrt.
- Ökosystem & Ownership: Keine Abhängigkeit von einem einzelnen SaaS-Anbieter, Daten bleiben unter Kontrolle. Hosting wähle ich nach Anforderungen – von günstig bis Enterprise.
„Unsicher“? Nur, wenn man es so betreibt.
Die meisten Security-Vorfälle, die ich in Audits sehe, sind handgemacht: veraltete Plugins, Admin-Logins ohne 2FA, Billig-Hosting ohne WAF, fehlende Backups. Das ist kein WordPress-Problem, das ist Betrieb. Mein Sicherheitsstandard 2025 ist nicht exotisch – nur konsequent:
Ich fahre aktuelle PHP-Versionen, aktiviere 2FA/Passkeys, setze auf Managed Hosting mit Web Application Firewall, halte Core/Plugins/Themes aktuell (erst auf Staging, dann live), sichere täglich off-site, protokolliere Änderungen und begrenze Rechte nach dem Least-Privilege-Prinzip. Mit diesem Grundrauschen passieren Hacks nicht „plötzlich“. Und falls doch etwas schiefgeht, ist eine Wiederherstellung Sache von Minuten – nicht Tagen.
Wichtig: Sicherheit ist kein Plugin, das man „einmal installiert“. Es ist ein Prozess. Mit klaren SOPs (Updates, Backups, Restore-Tests, Benutzerverwaltung) bleibt WordPress so berechenbar wie jede andere professionelle Plattform.
„Veraltet“? Nur, wenn niemand modernisiert.
Veraltet wirkt, was stehen geblieben ist: alte Themes, jQuery-Sackgassen, Pagebuilder aus 2018, Bilder als Kilobomben. WordPress selbst hat in den letzten Jahren kräftig modernisiert: Block-Editor & Full-Site-Editing, Core-Optimierungen, natives Lazy Loading, bessere Bildpipelines (WebP/AVIF), feinere Abfragen, saubere REST-APIs. Und wenn ein Projekt App-UX verlangt, ziehe ich WordPress headless auf: Inhalte in WP, Frontend in Next.js – LCP/INP im grünen Bereich, redaktionell weiterhin komfortabel. Modernität ist eine Architektur-Entscheidung, keine Glaubensfrage.
Wo WordPress 2025 glänzt – die ehrliche Abwägung
Ich empfehle WordPress, wenn Content und Redaktion im Zentrum stehen: Blogs, Magazine, Wissensbasen, Marketing-Sites, SEO-getriebene Projekte, Corporate-Seiten mit mehreren Sprachen und Teams, standardisierte Shops im kleinen bis mittleren Segment. Ich bremse WordPress, wenn die Anforderungen hochindividuelle App-Logik in Echtzeit verlangen, komplexe Workflows oder tiefe Produktlogik, die eher in ein Framework gehört. Dann wird WordPress zum Content-Backoffice – headless – und die App lebt woanders.
Für 80 % der Anfragen, die ich bekomme, gilt: WordPress ist wirtschaftlich. Time-to-Market ist schnell, Redakteur:innen sind produktiv, die Kosten sind planbar, Integrationen vorhanden. Und wenn später mehr Finesse nötig ist, lässt sich die Architektur schrittweise evolutionär umbauen.
Performance ohne Akrobatik
„WordPress ist langsam“ höre ich oft – meist von Seiten, die ohne Caching, ohne Bildoptimierung, mit zehn Tracking-Skripten und drei Slider-Plugins laufen. Mein Performance-Fahrplan ist unspektakulär: gutes Hosting mit Object Cache, Server-Cache + Page-Cache, kritisches CSS, nur laden, was gebraucht wird, Bilder konsequent als WebP/AVIF und – wenn sinnvoll – ein leichtes CDN. Ergebnis: schnelle First Loads, ruhige Layouts (CLS), reaktionsschnelle Interaktionen (INP). Ohne Zauberei.
Die versteckte Stärke: Community & Wissen
Ein Argument, das selten auf Folien steht: Community. Für WordPress existiert praktisch zu jedem Problem eine erprobte Lösung – Dokumentation, Foren, Maintainer, Agenturen, Freelancer. Das senkt Risiko und Kosten. Ich finde schneller Best Practices, warne vor Sackgassen, und kann Funktionen auf solide Schultern stellen (statt sie bei Null zu bauen). Baukästen sind hier naturgemäß enger: Was die Plattform nicht vorsieht, ist oft schwer oder teuer zu ergänzen. Bei WordPress kann ich entscheiden: Plugin, Custom, oder headless – je nach Ziel.
Mein Praxisfazit
WordPress 2025 ist so gut wie sein Setup. Wer Wartung, Sicherheit und Performance als laufende Disziplin versteht, bekommt eine zukunftssichere, skalierbare Plattform, die mitwächst – vom Blog zur Content-Engine, vom Onepager zum mehrsprachigen Portal, vom klassischen Frontend zum headless System. Baukästen bleiben wertvolle Werkzeuge – und ich setze sie ein, wenn sie passen. Aber die Aussage „WordPress ist unsicher und veraltet“ hält einem Realitätscheck nicht stand.
Wenn du vor der Entscheidung stehst – Baukasten, WordPress klassisch, Headless – ist die Frage weniger „modern oder alt“, sondern: Was soll die Site in 12–24 Monaten können, und wem gehört dabei die Kontrolle? Wenn die Antwort „Content-first, redaktionsfreundlich, SEO-stark, erweiterbar, eigentumsnah“ lautet, führt an WordPress kaum ein Weg vorbei.
Wie ich vorgehe (kurz)
Ich starte mit einem Audit (Ziele, Redaktion, SEO, Integrationen), definiere eine Architektur (klassisch vs. headless), setze ein leichtes Block-Theme auf, richte Security & Performance sauber ein und dokumentiere SOPs für Updates, Backups und Rollen. Danach bist du unabhängig: Dein Team kann Inhalte pflegen, ich bleibe für Wartung und Features an Bord – ohne Vendor-Lock-in.
Lust auf einen ehrlichen Check?
Wenn du möchtest, schaue ich mir deine bestehende Seite oder deinen Plan an und sage dir geradeheraus, ob WordPress, Headless oder ein Baukasten für dich die beste Wahl ist – mit Aufwand, Risiken und Kosten. Buche dir einen kurzen Kennenlern-Call, und wir klären das in 20 Minuten.
Häufige Fragen (FAQ)
„WordPress wird doch ständig gehackt?“
Nur schlecht gepflegte Installationen. Mit Updates, 2FA, WAF & Backups ist das Risiko stark reduziert.
„Ist der Block-Editor nicht schwerfällig?“
Mit einem leichten Block-Theme und wenigen hochwertigen Erweiterungen ist er schnell und redaktionsfreundlich.
„Reicht ein Security-Plugin?“
Nein. Es ist ein Baustein – Hosting, Prozesse, Backups und Rechte sind genauso wichtig.
„Ist Headless Pflicht, um modern zu sein?“
Nein. Headless lohnt sich bei besonderen UX-/App-Anforderungen. Für klassische Websites ist klassisches WP oft schneller und günstiger.
